Fahrplanauskunft für Sehbehinderte

Vor 40 Jahren wurde die MVV GmbH gegründet

Georg Leber war Bundesverkehrsminister, Anton Jaumann Bayerischer Verkehrsminister und Dr. Hans-Jochen Vogel Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München, als am 5. April 1971 die Verbundverträge unterzeichnet wurden und mit der Gründung der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund GmbH der Grundstein für eines der erfolgreichsten ÖPNV-Systeme Deutschlands und Europas gelegt wurde. Noch heute gilt der Verbundgedanke „1 Netz, 1 Fahrplan, 1 Ticket“, für den die MVV GmbH steht und den sie fördert. 1971 nannte man dies „Verbundfahren – das Beste für alle.“

Leitidee und neue Ansätze:
Der erste formale Schritt zur Verbundgründung erfolgte bereits am 26. Juli 1968: Der Freistaat Bayern, die Landeshauptstadt München und die Deutsche Bundesbahn trafen eine Vereinbarung zur Vorbereitung eines Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes. Leitidee war das im öffentlichen Interesse liegende Ziel, den öffentlichen Personennahverkehr zu fördern, die Straßen zu entlasten und dafür alle Voraussetzungen zu schaffen. Mit vier grundlegend neuen Ansätzen sollte die künftige öffentliche Verkehrsbedienung verbessert werden. Sie lauteten:

  • ein Verbundnetz,
  • ein Verbundfahrplan,
  • ein Verbundtarif und
  • eine Verbundplanung.

Nach intensiver Vorarbeit wurde dann, als erster Meilenstein, am 05. April 1971 vor 40 Jahren die MVV GmbH gegründet. Für die Menschen in München und dem Umland wurde der Verbund aber erst gut ein Jahr später „erfahrbar“. Am 28. Mai 1972 erfolgte mit der Betriebsaufnahme der Verbundverkehrsmittel der eigentliche Startschuss für den Münchner Verkehrs- und Tarifverbund. Von diesem Tag an wurde den Bürgern von Stadt und Region ein modernes, vielfältiges und zugleich überschaubares Verkehrssystem angeboten, das alle vorhandenen Massenverkehrsmittel umfasste. Lediglich der regionale Busverkehr in den Verbundlandkreisen war nicht von Beginn dabei, sondern wurde in den Folgejahren sukzessive integriert.

Als erste Geschäftsführer wurden 1971, auf Vorschlag der LH München, Walter Layritz und, auf Vorschlag der damaligen Bundesbahn, Nikolaus L. Meyer bestellt. Seither haben sechs weitere Geschäftsführer jeweils im Duo die Verantwortung getragen. Seit Oktober 2009 führt MVV-Geschäftsführer Alexander Freitag die Gesellschaft bis auf Weiteres alleine.

Aufgaben der Regieebene:
Die Aufgaben der MVV GmbH waren gestern wie heute – trotz größerer Verschiebungen im Einzelnen – im Wesentlichen die Gestaltung des MVV- Gemeinschaftstarifs, das unternehmensübergreifende Verbundmarkting, die Verkehrsplanung, Fragen des betrieblichen Leistungsangebots, die Einnahmenaufteilung und die Verkehrsforschung. Dies bedeutet, dass die Verbundgesellschaft unter anderem die Preise der verschiedenen Fahrscheine berechnet und zu einem Gesamtkonzept verarbeitet, das MVV-Angebot und den Verbundgedanken bewirbt und so in den Köpfen der Bevölkerung verankert, Verkehre alleine und mit Verbundpartnern plant, das MVV-Fahrplanbuch erstellt, die Einnahmen aus dem Fahrkartenverkauf unter den Verbundpartnern verteilt und die für diese Aufgaben erforderlichen Datengrundlagen ermittelt und auswertet. Alles sind Tätigkeiten, die in einem Verkehrsverbund effektiv, wirtschaftlich und diskriminierungsfrei – 1971 wie 2011 – am besten aus einer Hand, eben durch die Verbundgesellschaft erbracht werden können.

Reform der Organisationsstruktur im Jahr 1996:
Die Gesellschafter der MVV GmbH waren 1971 die Landeshauptstadt München und die Deutsche Bundesbahn. Die Landeshauptstadt war in den Entscheidungsgremien auf der Gebietskörperschaftsebene stets durch den Oberbürgermeister vertreten und auf der Unternehmensseite durch die Stadtwerke München in der Rechtsform eines Eigenbetriebes. Die Landkreise mit ihren Buslinien von Bahn, Post und privaten Verkehrsunternehmen wurden stufenweise ab 1978 integriert.

Eine neue zukunftsweisende Organisation gab sich der MVV in 1996. Die Regionalisierung des Schienenpersonenverkehrs und die Liberalisierung im ÖPNV erforderten eine Neuorganisation des Münchner Verkehrs- und Tarifverbundes. Der Bund zog sich als bisheriger Grundvertragspartner zurück, gleichzeitig schied die Deutsche Bahn AG als Gesellschafterin der Verbundgesellschaft aus. Der Freistaat Bayern übernahm die Aufgaben- und Finanzverantwortung für die S-Bahn München. Gleichzeitig mit den acht Verbundlandkreisen Dachau, Ebersberg, Erding, Freising, Fürstenfeldbruck, München, Starnberg und Bad Tölz-Wolfratshausen trat er der MVV GmbH als Gesellschafter bei. Die Landeshauptstadt München behielt ihre bisherige Gesellschafterstellung bei. Damit wurde der MVV ein klassischer Aufgabenträgerverbund. Nach dem Organisationsprinzip des Aufgabenträgerverbundes sind auch die anderen vier großen Ballungsraumverbünde Deutschlands in Berlin, Hamburg, Rhein-Main und Rhein-Ruhr organisiert.

Musterbeispiel für Kooperation:
Die Gesellschafter der MVV GmbH gewährleisten als Aufgabenträger mit ihren verkehrspolitischen Vorgaben und Finanzhilfen für Investitionen einen in Umfang und Qualität attraktiven öffentlichen Verkehr zu bezahlbaren Preisen. Die eigentliche Verkehrsleistung an der Nahtstelle zum Kunden erbringen kompetent geführte Verkehrsunternehmen.

Den Vorsitz bei den Verbundgremien hat traditionell der amtierende Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München inne. Das war bei der Gründung Oberbürgermeister Dr. Hans-Jochen Vogel, heute ist dies Oberbürgermeister Christian Ude.

Oberbürgermeister Christian Ude: „Der Verbund ist seit seiner Gründung ein Musterbeispiel für die konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit von Stadt und Umland über Gebietskörperschafts- und Unternehmensgrenzen hinweg. Er verbindet die Akteure über das gemeinsame Ziel, den Fahrgästen einen hochwertigen ÖPNV bereitzustellen. Neben den Aufgabenträgern liegt der Schlüssel zum Erfolg bei den Verkehrsunternehmen. Allen voran geht die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), die in der Landeshauptstadt München für U-Bahn, Tram und Stadtbus verantwortlich ist, und die S-Bahn, die auf Bestellung und Verantwortung des Freistaates das verkehrliche Rückgrat für den Stadt-/Umlandverkehr bildet. Rund 40 mittelständische private Busunternehmer fahren im MVV-Regionalbusverkehr der Landkreise.“

Die Weichen für weitere Verbesserungen müssen jetzt gestellt werden:
Das wichtigste Investitionsprojekt für die Zukunft des ÖPNV der nächsten 40 Jahre im Großraum München ist der zweite S-Bahntunnel. Er ist das geeignete Projekt, um das für die Zukunft prognostizierte Verkehrswachstum umweltverträglich zu kanalisieren. Er ist ein wichtiger Baustein dafür, dass der MVV der Markenartikel für eine perfekt integrierte Systemleistung im ÖPNV bleibt und er auch künftig die Mobilität im Ballungsraum München nachhaltig sichern und weiterentwickeln kann.

Jubiläumsfeier im Jahr 2012:
Der MVV wird seinen runden Geburtstag erst im nächsten Jahr feiern, da sich erst dann, nämlich am 28. Mai 2012, die für die Bevölkerung wahrnehmbare Aufnahme des Verbundverkehrs zum 40. Mal jähren wird. Das ganze Jahr wird im Zeichen des Geburtstages stehen und gipfelt in einem Familienfest für die MVV-Kunden.