Um den Dialog zwischen dem MVV und seinen Kunden lebendig zu halten, haben die Gesellschafter der MVV GmbH 1997 einen Fahrgastbeirat ins Leben gerufen.
Der Fahrgastbeirat ist ein ehrenamtliches, beratendes Gremium, das die Fahrgäste im MVV repräsentiert und deren Wünsche, Lob und Kritik an die entsprechenden Partner im Verbund weiterleitet.
Am 10. November 2022 kamen die Mitglieder des MVV-Fahrgastbeirats online zu ihrer dritten Sitzung der achten Amtsperiode zusammen und wurden herzlich von Vertretern der Verkehrsunternehmen und der Verbundgesellschaft begrüßt.
Zusätzlich zur Verbundgesellschaft, die den Vorsitz der Sitzungen des MVV-Fahrgastbeirats innehat, waren folgende Verkehrsunternehmen vertreten:
MVV-Geschäftsführer Dr. Rosenbusch skizzierte die aktuellen Projekte und Herausforderungen im Münchner VerkehrsVerbund. Ein akutes Problem ist unverändert die Gewinnung von Fahrpersonal, um das Leistungsangebot in allen Verkehren aufrechterhalten zu können. Ferner stellte Herr Dr. Rosenbusch kurz den neuen gemeinsamen Markenauftritt mit neuem Logo und einheitlichen Aushangfahrplänen für alle Verkehrsmittel im MVV vor. Im nächsten Schritt werden im kommenden Jahr die Netzpläne und Aushangfahrpläne neugestaltet. Ebenfalls für das kommende Jahr ist ein umfassendes Qualitäts-Messsystem für den Regionalbusverkehr avisiert. Für die anstehenden Verbundraumerweiterungen wurden zwischenzeitlich die anfallenden Kosten definiert. Diese werden demnächst den betroffenen Kommunen zur Kenntnis gebracht. Die erste Phase der Verbundraumerweiterung soll Stadt und Landkreis Rosenheim, den südlichen Teil von Bad Tölz-Wolfratshausen und die Kochelsee-Bahn umfassen. Die Digitalisierung im MVV schreitet weiter voran. Der FLEX als auf digitaler Technik basierender On-Demand-Verkehr ist gestartet. Ferner erfolgte ein Relaunch der MVV-App. Das zentrale Problem ist und bleibt die Finanzierung. Nicht nur Diesel, Benzin und Strom, sondern auch Industriegüter, Verbrauchsstoffe und Dienstleistungen haben sich drastisch verteuert. Hier ist die Politik gefordert, andernfalls drohen Leistungskürzungen im Verkehrsangebot.
Herr Göbel, MVG, schildert den auch bei der Münchner Verkehrsgesellschaft gravierenden Mangel an Fahrpersonal. Neben Fahrpersonal fehlen ferner auch ingenieurtechnische Mitarbeiter, was bereits die Realisierung von Projekten erschwert. Auch bei der MVG wird die Finanzierung des ÖPNV als problematisch erachtet.
Bei den Anträgen und Anfragen aus dem Kreis der Fahrgastbeiräte, den MVV-Tarif betreffend, lag der Schwerpunkt naturgemäß bei der künftigen Ausgestaltung des Deutschlandtickets. Thematisiert wurde insbesondere das Finanzierungskonzept mit den noch vorhandenen Unwägbarkeiten. Beim Vertrieb als digitales Angebot wird in jedem Fall gewährleistet sein, dass auch ein Bezug ohne Smartphone möglich sein wird.
Ein weiterer Schwerpunkt waren Anfragen zur weiteren Projektplanung der 2. Stammstrecke nebst weiteren Projekten zur Verbesserung des S-Bahn-Verkehrs. In diesem Zusammenhang wurden die Maßnahmen der neuen Initiative „Starke S-Bahn München – Programm 14plus“ vorgestellt. Diese beinhaltet drei Säulen: eine Qualitätsoffensive der DB für einen pünktlicheren und zuverlässigeren Zugverkehr, insbesondere durch einen Ausbau der Infrastruktur; eine Verbesserung des Zugangebots und Erweiterung des Fahrzeugparks; eine Modernisierung des S-Bahn-Netztes im Rahmen der Digitalisierung des Bahnknotens München.
Auch die MVG entwickelt das Fahrplanangebot schrittweise weiter. Alle Planungen stehen jedoch unter dem Vorbehalt einer ausreichenden Finanzierung von Betrieb und Infrastruktur sowie der Personalverfügbarkeit. Nach derzeitigem Planungsstand kann von einer Teil-Inbetriebnahme der Tram Nordtangente (nach Johanneskirchen und durch den Englischen Garten), einer Teilinbetriebnahme der Tram Westtangente sowie der Eröffnung der U-Bahn nach Martinsried bis 2027 ausgegangen werden.
Angesprochen wurde im Rahmen der 2. Stammstrecke auch der Ausbau des Bike & Ride Angebots. Die Zuständigkeit hierfür liegt im Stadtgebiet München beim Planungsreferat der LH München, im Umland bei den Kommunen als Grundstückseigentümer. So sind an der B+R-Offensive der DB beispielsweise mittlerweile 68 Kommunen beteiligt. Die baulichen Maßnahmen umfassen Einzel- und Doppelstockanlagen, Sammelschließanlagen bis hin zu Fahrrad-Parkhäusern. An Expressbus-Haltestellen ist im Gegensatz zu Haltestellen des Schienenverkehrs bisher kaum eine Nachfrage erkennbar. Ebenfalls nicht erkennbar ist ein Trend zur vermehrten Abstellung von hochwertigen Rädern, wie Pedelecs und E-Bikes.
Mehrere Anträge wurden eingereicht zur Ausweitung des Leistungsangebots der Bayerischen Regiobahn (BRB) innerhalb des Verbundgebiets. Hinsichtlich des Wunsches, dreiteilige Zuggarnituren in Holzkirchen um einen weiteren Zugteil zu verstärken, wurde verwiesen auf den kosten- und zeitaufwendigen Ausbau der Signalanlagen. Nicht zuletzt angesichts der anstehenden Digitalisierung des Bahnverkehrs sind nicht zwingend notwendige Umbauten von „Altanlagen“ wirtschaftlich nicht zu vertreten. Ferner hat es sich durch die Stellungnahme der BEG als nicht praktikabel gezeigt, zusätzliche Halte der Bayerischen Regiobahn (BRB) am Bahnhof Deisenhofen einzurichten. Verlängerte Reisezeiten und für einen Halt an 96-cm-Bahnsteigen nicht geeignete Dieseltriebwagen sprechen dagegen.
Bei der Fahrgastinformation konnte der Fahrgastbeirat wertvolle Hinweise für konkrete Einzelfälle an die Verkehrsunternehmen weitergeben, um diese gezielt zu optimieren.
Zahlreiche Anfragen gab es ferner zur Tram, die von der MVG beantwortet wurden, ergänzt mit weiterführenden Informationen. So besteht grundsätzlich die Option, künftig auch Zweirichtungsfahrzeuge einzusetzen, um den Betriebsablauf flexibler zu gestalten. Entsprechende Prüfungen laufen bereits. Verwiesen wird hier jedoch auf das geringere Platzangebot wegen beidseitig erforderlicher Türen und des zweiten Führerstands. Ein Einsatz von breiteren Fahrzeugen ist nicht vorgesehen, solange kein formaler Stadtratsbeschluss hierfür vorliegt. Bei Neubaustrecken werden die hierfür benötigten größeren Gleismittelabstände jedoch bereits berücksichtigt. Aktuell fokussiert man sich auf Bahnsteigverlängerungen und den barrierefreien Ausbau von Haltestellen.
Angesprochen vom Fahrgastbeirat wurde der Schutz von Radfahrern bei Rillenschienen, wie sie insbesondere bei der Tram Verwendung finden. Hierzu gab die MVG eine umfangreiche Stellungnahme ab, der zufolge die aktuell laufenden Verwendungstest in Basel und Düsseldorf, auch im direkten Kontakt mit dem Hersteller, genau beobachtet werden.
Betreffend den MVV-Regionalbusverkehr wurde in Aussicht gestellt, dass nach Beendigung der Bauarbeiten die Expressbuslinien X203 und X320 an den S-Bahnhof Deisenhofen angebunden werden.
Da das gedruckte MVV-Fahrplanbuch künftig nicht mehr erscheinen wird, hat der MVV zugesichert, alle Fahrplantabellen als PDF-Download zur Verfügung zu stellen. Es ist vorgesehen, zu Dokumentationszwecken die Tabellen an zentraler Stelle zur Verfügung zu stellen. Die Linien der S-Bahn, U-Bahn, Tram, städtische Buslinien werden weiterhin als gedruckte Minifahrpläne in den Kundencentern erhältlich sein. In den Verbundlandkreisen gibt es zudem für jeden Landkreis noch ein Landkreisfahrplanheft. Somit steht für alle Linien im MVV weiterhin ein Printmedium zur Verfügung, lediglich nicht mehr gesammelt in einem Buch. Die Nachfrage hierfür ging in den letzten Jahren rapide zurück und rechtfertigte nicht mehr die laufend steigenden Produktionskosten.
Weitere Anfragen zum DB-Reisezentrum und der Liftanlage am HBF, sowie zur Toilettensituation in Trudering konnten im direkten Gespräch mit den Vertretern der Verkehrsunternehmen geklärt werden.
Die MVV GmbH bedankt sich ausdrücklich bei den Mitgliedern des MVV-Fahrgastbeirats für ihr Engagement, die Belange der Fahrgäste im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund ehrenamtlich zu vertreten. Sie freut sich auf eine Fortführung der sehr konstruktiven Zusammenarbeit in diesem Gremium.
Alle 25 Mitglieder des MVV-Fahrgastbeirats sind ehrenamtlich tätig. Die Auswahl von Mitgliedern ist in der Satzung geregelt.
14 Mitglieder sind nicht organisierte Fahrgäste, die einen repräsentativen Querschnitt der Kundinnen und Kunden im MVV darstellen.
11 Mitglieder (hiervon 2 mit Gast-Status) sind Vertreterinnen und Vertreter von Organisationen, die sich im MVV-Gebiet für Nahverkehrsbelange einsetzen. Derzeit sind dies:
Die Satzung hat den Stand vom 28.11.2003. Sie beschreibt unter anderem Aufgaben und Kompetenzen des Beirats, die Zusammensetzung und Auswahl der Mitglieder, den Ablauf von Sitzungen und die Beschlussfassung.