Fahrplanauskunft für Sehbehinderte

Transport System Bögl für verschiedene Korridore im MVV-Raum untersucht

Der zunehmende Verkehrsdruck, der wachsende Großraum: Neue Herausforderungen bedürfen neuer Lösungswege. Gemeinsam mit der Landeshauptstadt München, mehreren MVV-Verbundlandkreisen sowie der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) begleitete der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) eine Verkehrsstudie zur grundsätzlichen verkehrlichen Sinnhaftigkeit des Transport Systems Bögl (TSB) – einer Magnetschwebebahn. Für Korridore im Münchner Süden, Osten und Norden sowie zwischen Dachau und München im Nordwesten, darf laut der Studie ein prinzipieller volkswirtschaftlicher Nutzen angenommen werden. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden vorgestern im Verkehrsausschuss des Landkreises München vorgestellt.

Mit dem Transport System Bögl (TSB) hat die Firmengruppe Max Bögl eine Magnetschwebebahn als Gesamtsystemlösung für den Einsatz im öffentlichen Personennahverkehr entwickelt. In den vergangenen zehn Jahren wurden dazu die Fahrzeuge, die Infrastruktur sowie die Betriebsleittechnik zur Serienreife entwickelt. Verschiedene Gremien und Delegationen aus dem MVV-Raum besuchten bereits den Stammsitz des Unternehmens im oberpfälzischen Sengenthal und ließen sich das System vorstellen. Durch die nun vorliegende erste grobe Untersuchung konnte nun eine grundsätzlich mögliche verkehrliche Sinnhaftigkeit des Transportsystems für verschiedene potenzielle Anwendungsstrecken im Großraum München identifiziert werden.

Ziel der Verkehrsstudie, die durch ein Schweizer Ingenieurbüro durchgeführt wurde, war eine erste grobe Verkehrswertabschätzung des TSB, um so grundsätzlich erkennen zu können, ob dieses neue Verkehrssystem für den Raum München erfolgversprechend sein könnte. Dabei wurden auch erste Nutzen-Kosten-Rechnungen für verschiedene Trassen erstellt, die Hinweise auf eine mögliche staatliche Förderung aufzeigen sollten. Konkret wurde für vier verschiedene Korridore im MVV-Raum untersucht, auf welchen Strecken beziehungsweise in welchem räumlichen und verkehrlichen Umfeld das Transport System Bögl einen verkehrlichen Nutzen und eine Wirtschaftlichkeit erzielen könnte.

Die nun erfolgte, erste Verkehrswertabschätzung zeigt Anhaltspunkte dafür, dass das TSB den öffentlichen Personennahverkehr in verschiedenen Korridoren („Nord U2/U3“ (Dachau – Karlsfeld – München), „Nord U6“ (Garching – Hochbrück – Unterschleißheim), „Süd U5“ (Taufkirchen/Ottobrunn – Neubiberg – München) und „Ost U2“ (Nordosttangente)) sinnvoll verstärken könnte.  Das Transport System Bögl könnte der Abschätzung zu Folge einen großen Anteil an Umsteigern vom Pkw auf den öffentlichen Nahverkehr erzielen, wenn es neue Gebiete erschließt und als ÖPNV-Hauptverkehrsmittel fungiert. Für eine finale Einschätzung bedarf es aber noch weiterer vertiefender Untersuchungen.

"Die Einwohnerzahlen in der Region München steigen stetig an, eine Entspannung auf den Straßen ist – trotz aktueller Pandemiesituation – langfristig nicht in Sicht. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist eine der drängendsten Aufgaben im Landkreis München. Nur mit einem Mix aus unterschiedlichen Maßnahmen und Verkehrsmitteln können wir die Verkehrsprobleme zielführend angehen. Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass das TSB ein durchaus vielversprechendes Verkehrssystem sein könnte. Ob es jedoch den ÖPNV im Landkreis München wirklich sinnvoll ergänzen könnte, müsste zunächst jedoch einer objektiven und vergleichenden Prüfung unterzogen werden, die in einem ersten Schritt den verkehrlichen Nutzen bestätigt. In weiteren Schritten müssten darüber hinaus auch städtebauliche Aspekte überprüft werden“, so Christoph Göbel, Landrat des Landkreises München.

Dachaus Landrat Stefan Löwl sieht durch die Untersuchungsergebnisse das Potential für die Realisierbarkeit des TSB im Münchner Norden bestätigt: „Das positive Nutzen-Kosten-Verhältnis für die mögliche Verbindung zwischen Feldmoching und Dachau sowie weitere untersuchte Korridore zeigt, dass es mit dem TSB eine neue Lösungsoption für die Zukunft des ÖPNV-Angebots in und um München „made in Bavaria“ gibt. Vor allem im Hinblick auf die enorme Flächenkonkurrenz, könnte die Nutzung der sogenannten „dritten“ Ebene einen relevanten Vorteil für das TSB darstellen. Ich würde mich freuen, wenn wir dieses Projekt gemeinsam im Münchner Norden realisieren könnten.“

Der Mobilitätsreferent der Landeshauptstadt München, Georg Dunkel, hält das TSB für ein sinnvolles Instrument zur weiteren Umsetzung der Verkehrswende: „Insbesondere im Außenbereich kann ich mir das TSB als Ergänzung zu Tram, U-Bahn oder S-Bahn sehr gut vorstellen. Gerade im Korridor von Dachau in den Münchner Norden brauchen wir dringend ein zusätzliches Angebot im öffentlichen Verkehr, und hier könnte das TSB seine Stärken ausspielen. Allerdings sind noch eine Reihe von Fragen zu beantworten, vor allem was die Verknüpfung mit dem bestehenden Netz betrifft.“

„Das TSB ist ein grundsätzlich interessantes neues Verkehrssystem, die aktuell vorliegende Untersuchung bescheinigt eine grobe Machbarkeit“, so MVV-Geschäftsführer Dr. Bernd Rosenbusch. „Weitere entscheidende Themen wie die städtebauliche Integration des Systems, die Flächenverfügbarkeit oder auch Umsteigezeiten und Kosten müssen in einem nächsten Schritt noch vertieft untersucht werden.“

Das TSB ist ein neues, bislang nur auf einer Demonstrationsstrecke in China und einer Erprobungsstrecke in Bayern getestetes ÖPNV-System. Im Sommer 2020 bestätigte das Eisenbahnbundesamt (EBA) die Zulassungsfähigkeit für wesentliche Teile des Fahrzeugs und des Fahrwegs.

In einem nächsten Schritt wäre nun ein Vergleich mit den klassischen Transportsystemen wie Tram, U-Bahn und gegebenenfalls Seilbahn sinnvoll, um die beste Erschließungsvariante für die favorisierten Korridore zu finden. Dies könnte im Einzelfall auch eine Kombination verschiedener Verkehrssysteme bedeuten. Ein genereller Vergleich des TSB zu konventionellen ÖPNV-Systemen wird derzeit in einer Machbarkeitsstudie des Bundesverkehrsministeriums vorgenommen und am Anwendungsbeispiel des Flughafens München näher betrachtet. Erste Erkenntnisse sollen im Frühjahr 2021 vorliegen und können in weitere Betrachtungen der Korridore einfließen.